Was ist Familiar Facades?

Familiar Facades ist ein multimediales Street-Art-Projekt zum Thema Migration, dessen Ziel es ist, Geflüchtete als Individuen sicht- und hörbar zu machen. Es ist sowohl im urbanen Raum als auch im Internet präsent:

Zum einen hängen überdimensionale Fotoportraits der Protagonist_innen als sogenannte Paste-Ups an Häuserfassaden.

Zum anderen verfügt jedes dieser Portraits über einen QR-Code, der sich mit einer mobilen App ansteuern lässt, worüber die Betrachter_innen direkt zu einem Videointerview des Protagonisten oder der Protagonistin gelangen.

Im Webportal lassen sich außerdem die Videos der anderen Teilnehmenden finden sowie eine Linksammlung weiterer Initiativen und Plattformen zum Thema. Familiar Facades ist somit nicht nur dokumentarisches Kunstprojekt, sondern fungiert auch als Informationsportal im öffentlichen und virtuellen Raum.

Warum?

In den politischen und medialen Debatten über Migration und Zuwanderung fällt auf, dass diejenigen, um die es maßgeblich geht, nämlich die Personen, die aus den verschiedensten Gründen migrieren, selbst kaum zu Wort kommen. Stattdessen führen Expertinnen und Experten den Diskurs. Stellvertretend werden sie zu Motivationen, Erfahrungen und Perspektiven der geflüchteten Menschen befragt. Dabei entsteht häufig der Eindruck, dass es so etwas wie eine einheitliche Gruppe, nämlich „die Migranten“ gibt, die einer einheitlichen deutschen Mehrheitsgesellschaft gegenübersteht. Hervorgehoben wird dabei immer wieder das „Andere“, das „Fremde“, es werden Konzepte, Kategorien und Bilder von Menschen kreiert und reproduziert, die von Rassismen und Stereotypisierung geprägt sind. Ein gleichberechtigter Austausch, ein Dialog mit den Betroffenen findet nicht statt. Familar Facades möchte deshalb Geflüchtete nicht nur als Individuen auf Fotos sichtbar machen, sondern über die Videointerviews auch hörbar. Die Interviewpartner_innen bestimmen selbst, was ihnen wichtig ist, mitzuteilen. So entstehen ganz unterschiedliche, einzigartige Gesprächsdokumente.

Umsetzung

Die Fotoportraits werden samt QRC (Quick Response Code) auf Blue-Back-Papier in schwarz-weiß Fotodruck an zuvor bestimmte und genehmigte Orte in der Stadt tapeziert (fensterlose Brandschutzmauern, geeignete Außenfassaden etc.).  Die mit Smartphone oder Tablet ausgestatteten  Betrachter_innen eines solchen Portraits haben nun die Möglichkeit, via QR-Code zum persönlichen Video der abgebildeten Person zu gelangen. Die zu hörenden Geschichten sind  so unterschiedlich wie die Menschen, die sie erzählen. Dem individuelle Redebedürfnis der Interviewten soll Raum gegeben werden. Dabei legt beispielsweise der eine den Schwerpunkt eher auf Erinnerungen an die Kindheit und das prägenden soziale Umfeld – seine kulturelle Identität, während eine andere sich stärker auf die Flucht und ihre Auslöser konzentriert, und wieder ein anderer hauptsächlich vom Leben in der neuen Heimat berichten möchte.

In Zukunft wird es außerdem Webplattform Interviews und Essays von Sozialwissenschaftler_innen geben, welche sich mit den Themen Migration, Integration und kulturelle Identität beschäftigen.